IKSR – Internationale Kommission zum Schutz des Rheins

Aktionsplan Hochwasser im Rheineinzugsgebiet: 55 km² Überschwemmungsgebiete am Rhein zurückgewonnen

Straßburg, 10. Juli 2012
Die Staaten im Rheineinzugsgebiet haben seit dem letzten großen Rheinhochwasser 1995 mit etwa 10,3 Milliarden Euro die Hochwasservorsorge verbessert und damit den Schutz von Menschen und Gütern erhöht. Dies ist ein Ergebnis der Bilanz über die Umsetzung des Aktionsplans Hochwasser bis 2010, die die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) jetzt in Straßburg vorgestellt hat.

Im Namen der französischen Regierung hat der stellvertretende Direktor für Wasser und Biodiversität, Herr Alby Schmitt, als Vorsitzender des Koordinierungskomitees Rhein die in der IKSR kooperierenden Behördenvertreter/innen aus der Wasserwirtschaft aller im Rheineinzugsgebiet liegenden Staaten in das Hôtel du Préfet der Region Elsass in Straßburg eingeladen. 

Die Bilanz über die Umsetzung des Aktionsplans Hochwasser zeigt, dass heute - je nach Hochwassersituation - am Rhein unterhalb von Basel Rückhalteraum für bis zu 229 Mio. m³ Wasser zur Absenkung von Hochwasserscheiteln genutzt werden kann. Davon sind 69 Mio. m³ in den letzten 15 Jahren realisiert worden. Durch Deichrückverlegungen und Vorlandvertiefungen im Rheindelta wurden am Rhein 55 km² früheres Überschwemmungsgebiet wieder zurückgewonnen. Hinzu kommen entsprechende Renaturierungen an Nebenflüssen und kleineren Gewässern im Einzugsgebiet. An anderen Rheinstrecken sind – um Güter und Menschen besser zu schützen - die Deichsicherheit und der örtliche Hochwasserschutz erhöht worden. Neuere Untersuchungen zeigen: Trotz dieser großen Anstrengungen und der Realisierung weiterer bis 2020 und danach vorgesehener Maßnahmen werden nicht alle 1998 gesteckten Ziele vollständig erreicht. Daher sind -  mit Blick auf die Rhein-Ministerkonferenz 2013 - weitere Konzepte für die Hochwasserrisikovorsorge auszuarbeiten.
Der Präsident der IKSR, Dr. André Weidenhaupt, dazu: „Die Bevölkerung ist heute besser über Hochwassergefahren informiert und überregionale sowie lokale Vorhersagen sind zeitnah abrufbar. Aber die Verbesserungen bei der Hochwasserrisikovorsorge dürfen keinesfalls nachlassen. Gerade auch wegen der zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels müssen alle bis 2020 und danach geplanten Maßnahmen realisiert werden.“

Die Förderung der natürlichen Funktionsfähigkeit von Flussläufen und deren Durchwanderbarkeit sind weitere Handlungsfelder der IKSR. Natürlichere und dynamischere Fließgewässersysteme sind anpassungsfähiger und können somit die Folgen des Klimawandels abmildern. So dient die Erhöhung des Wasserrückhalts im Einzugsgebiet dem Hochwasserschutz und gleichzeitig der Ökologie.

Alle Maßnahmen, die den Flüssen mehr Raum geben, fördern zugleich die biologische Vielfalt. Hinzukommen muss die freie Fischwanderung stromauf und stromab. Daher werden bei der Sitzung in Straßburg auch die anstehenden Arbeiten für die Realisierung des neuen Fischpasses an der Rheinstaustufe Straßburg vorgestellt, insbesondere bei einer Ortsbesichtigung am Wasserkraftwerk der Electricité de France (EdF). 2015 wird dieser Fischpass in Betrieb gehen. Ein weiterer wird kurz danach an der Rheinstaustufe Gerstheim gebaut. Diese Maßnahmen sind wesentliche Bestandteile des IKSR - Masterplans Wanderfische Rhein und des Bewirtschaftungsplans 2009 für das Rheineinzugsgebiet nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Der Zeitplan für die Herstellung der Durchgängigkeit bis Basel in Koordination mit den Maßnahmen in den Nebenflusseinzugsgebieten wird Gegenstand der Rhein-Ministerkonferenz 2013 sein.
Viele Maßnahmen seit dem Start des Programms „Lachs 2000/2020“ erlaubten es über 6.500 erwachsenen Lachsen von der Nordsee zum Ablaichen zurück in ihre Heimatgewässer aufzuschwimmen, z.B. jetzt auch – nach beginnender Wiederbesiedlung von Zuflüssen am Nieder- und Mittelrhein - bis in die Oberrheinzuflüsse Murg, Kinzig, Alb und die Ill-Nebenflüsse. Sogar an der Hochrheinstaustufe Rheinfelden, aber auch an der neuen Fischwechselanlage an der Mosel in Koblenz, sind kürzlich erste erwachsene Lachsrückkehrer gesichtet worden.

Die Staaten im Rheineinzugsgebiet widmen sich auch dem Problem der Mikroverunreinigungen in den Gewässern, z.B. durch Humanarzneimittel oder Duftstoffe, die in den Kläranlagen nicht aus dem Abwasser beseitigt werden. Hierzu wurde eine Strategie verabschiedet, die Schritt für Schritt umgesetzt wird.
So liegen jetzt vertiefte Kenntnisse für einzelne Stoffgruppen in Auswertungsberichten (vgl. www.iksr.org) vor: „Humanarzneimittel“, „Biozide und Korrosionsschutzmittel“, „Östrogene“, „Röntgenkontrastmittel“, „Duftstoffe“ und „Komplexbildner“, der letzte zu den „Industriechemikalien“ steht kurz vor dem Abschluss. Zurzeit werden die effizientesten Maßnahmen, die möglich sind, um diese Einträge aus Siedlungs- und Industrieabwässern zu reduzieren, in einer integralen Bewertung über alle Stoffgruppen ermittelt. Dieser Bericht wird gleichfalls in Kürze publiziert.

Weitere Informationen
Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR)
Ben van de Wetering
Tel. +49-(0)261-94252-17
Mobil: +49-170-4976861
oder
Anne Schulte-Wülwer-Leidig
Tel. +49-(0)261-94252-19
Mobil  +49-171-322 65 82
http://www.iksr.org  

Kurzinformation
In der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) arbeiten die Rheinanliegerstaaten Schweiz, Frankreich, Deutschland und Niederlande sowie Luxemburg und die Europäische Gemeinschaft auf der Basis eines völkerrechtlichen Übereinkommens zum Schutz des Rheins zusammen. Dem Präsidenten (derzeit der Luxemburger Dr. André Weidenhaupt) und den Gremien der IKSR steht ein international besetztes Sekretariat mit Sitz in Koblenz (Deutschland) zur Seite. Darüber hinaus unterstützt das Sekretariat die Staaten im Rheineinzugsgebiet, die die europäische Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG) und die europäische Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (Richtlinie 2007/60/EG) umsetzen. Die grenzüberschreitende Kooperation wurde zu diesem Zweck auf die Staaten Österreich, Liechtenstein und die belgische Region Wallonien ausgeweitet. Die Arbeitssprachen der IKSR sind Deutsch, Französisch und Niederländisch. Detaillierte Informationen zur IKSR finden Sie auf der IKSR-Website www.iksr.org.