IKSR – Internationale Kommission zum Schutz des Rheins

Ein neuer Rhein-Atlas ein Meilenstein für die Sensibilisierung der Bürger und die Verbesserung der Risikovorsorge bei Hochwasser

Koblenz, 13.03.02 - Am gesamten Rheinstrom und der begleitenden Rheinniederung existiert bei Extremhochwasser ein Risiko für große Schäden, auch hinter Deichen, die unter Extrembedingungen überströmt werden und brechen können.

 

Dies ist die wichtige Botschaft des neuen Atlas der Internationalen Rheinschutzkommission (ISKR) mit Sitz in Koblenz, die dieses neue Werk am Mittwoch, den 13. März 2002, der Presse vorstellte.

Die IKSR, in der die Staaten Deutschland, Frankreich, die Schweiz, die Niederlande und Luxemburg sowie die EU auf Regierungsebene zusammenarbeiten, hat 1998 in einer Rhein-Ministerkonferenz die Umsetzung des Aktionsplans Hochwasser bis 2020 mit Kosten von rund 12,4 Milliarden Euro beschlossen. Dieser neue Atlas ist Teil des Aktionsplans. Er soll die Menschen am Rhein auf ihre persönliche Gefährdung und mögliche Eigentumsschäden bei Extremhochwasser aufmerksam machen.

Knapp 14 Tage ist es her, als am Mittel- und Niederrhein der Fluss wieder über die Ufer trat, dieses Mal jedoch recht glimpflich. Selbst noch höhere Hochwasser als 1993 und 1995 am Mittel- und Niederrhein oder 1999 am Hoch- und Oberrhein, die den Bürgern noch vor Augen sind, sind denkbar. Auch die im öffentlichen Raum diskutierten Klimaentwicklungen gehen von einer möglichen Steigerung der Hochwassergefahren aus.

 

Was enthält der neue Atlas nun genau?

Der Atlas umfasst den Rhein vom Bodensee bis zur Mündung in die Nordsee im Maßstab 1 : 100.000. Er zeigt die bei Extremhochwasser am Rhein möglichen Überschwemmungsgrenzen und -tiefen in Stufenklassen zwischen 0 – 0,5 m, 0,5 bis 2 m, 2- 4 m und größer 4 m auf. Diese Kenntnisse sind beispielsweise für Feuerwehr und Katastrophenschutz oder bei der Planung von Evakuierungen besonders wichtig. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Evakuierung von etwa 200.000 niederländischen Rheinanwohnern und ca. 1 Mio. Tieren beim Rheinhochwasser im Februar 1995.

Den Überschwemmungskarten ist die Nutzung dieser Gebiete in den Kategorien: Siedlung (rot), Industrie und Gewerbe (violett), und landwirtschaftliche Flächen (gelb) überlagert worden, um die Gefährdung aufzuzeigen. Die bei Extremhochwasser betroffenen und gefährdeten Personen sind zusätzlich pro Kartenblatt als Übersicht enthalten. Den genannten Nutzungen sind Schadenswerte zugeordnet worden.

Glücklicherweise sind bei Extremhochwasserereignissen nie alle Rheinabschnitte gleichermaßen betroffen. Aber da niemand weiß, wo ggf. Überflutungen auftreten, wird überall der ungünstigste Fall aufgezeigt.

 

Die möglichen Schadensummen pro Rheinabschnitt sind jedoch enorm. Sie bewegen sich zwischen 38 Millionen Euro am Hochrhein, etwa 12 Milliarden am Oberrhein, 1.7 Milliarden am Mittelrhein, etwa 20 Milliarden Euro am Niederrhein und 131 Milliarden Euro am Rheindelta.

Diese Zahlen verdeutlichen die klaren ökonomischen Zwänge zum Handeln. Dabei müssen Hochwasservorsorgemaßnahmen wie hochwasserkompatibles Bauen oder Umrüsten bestehender Bauten im Rahmen der Eigenvorsorge, Freihalten von rheinnahen Flächen durch Raumordnung und Bauleitplanung und beispielsweise der Bau von Rückhalteräumen Hand in Hand gehen. Im Ereignisfall sind die Hochwasservorhersagedienste, Feuerwehr und Katastrophendienste gefordert. All diese Aktionen sind im Vorfeld von Hochwasser vorsorgend vorzusehen und entsprechend den örtlichen Bedürfnissen vorzubereiten. Auch sind die Daten sicherlich für Versicherungen von Interesse. Die IKSR wird bis Mitte des Jahres 2002 den Atlas um einen Maßnahmenkatalog zur Schadenbegrenzung ergänzen.

 

Der neue Atlas der IKSR im Übersichtsmaßstab soll alle Regionen und Kommunen am Rhein oder auch andere Flussgebiete anregen sich genauer Rechenschaft abzulegen, um die jeweils vor Ort notwendige Vorsorge für den Extremhochwasserfall vorzubereiten.

 

Die Inhalte des Atlas werden in Kürze auch im Internet über abrufbar sein. Wenn der Atlas vielen Bürgern und Akteuren auf den verschiedensten Ebenen die Augen für die möglichen Gefahren und Schäden bei Extremhochwasser öffnet und alle zu vorsorgendem Handeln veranlasst, hat er seinen Zweck erfüllt. Hochwasservorsorge und Hochwasserschutz gehen alle an.

 

Der Atlas wurde mit Mitteln der INTERREG –Rhein-Maas –Aktivitäten (IRMA) und Mitteln der Rheinanliegerstaaten erstellt