In Abwässern finden sich heute unterschiedlichste Mikroverunreinigungen, wie beispielsweise bestimmte Haushaltschemikalien, Körperpflegeprodukte, Waschmittel, Arzneimittel wie Antibiotika und Hormone sowie Röntgenkontrastmittel. Sie sind in sehr geringen Mengen in den Gewässern nachweisbar und können dort Probleme verursachen, z.B. zu nachteiligen Auswirkungen auf das Leben im Rhein und für den Menschen führen. Zu den Mikroverunreinigungen zählen auch Pestizide und Biozide, die über Abwasser oder diffus in Gewässer eingetragen werden.
Mittels einer umfassenden Strategie sollen die Einträge von Mikroverunreinigungen aus der Siedlungs- und Industrieentwässerung künftig verringert werden. Die Strategie ist darauf ausgerichtet, die Probleme umfassend darzustellen und so viele Wissenslücken wie möglich bei der ökotoxikologischen Bewertung vieler in der Umwelt vorhandener Mikroverunreinigungen zu schließen.
Im Rahmen der Strategie werden die Verbrauchs- und Anwendungsmengen, Eintragspfade in die Gewässer, Messdaten aus Oberflächen-, Grund- und Trinkwasser sowie Qualitätskriterien und potentielle Maßnahmen für 10 Stoffgruppen analysiert und auf der Basis einer Bewertung aller Daten die effizientesten Maßnahmen pro Stoffgruppe festgelegt. Dazu können gehören:
Maßnahmen an der Quelle
Senkung der Gewässerbelastungen durch zum Beispiel erweiterte Umweltverträglichkeitsprüfungen oder Aufklärung über sachgerechte Entsorgung
Information der Öffentlichkeit
Die Öffentlichkeit soll über die Umweltrelevanz sowie über die fachgerechte Anwendung und Entsorgung aufgeklärt werden.
Dezentrale Maßnahmen
Einsatz weitergehender Verfahren zur Entfernung von Mikroverunreinigungen (z.B. Ozonung, Pulveraktivkohle) an Abwasserteilströmen in Einzelfällen.
Zentrale Maßnahmen
Reduzierung der in die Gewässer eingetragenen Stofffrachten durch Einsatz von weitergehenden Verfahren der Abwasserbehandlung bei ausgewählten großen Kläranlagen (z.B. > 100'000 EW), welche einen großen Teil der gesamten Abwasserfracht behandeln.
Mess- und Untersuchungsprogramme
Anpassungen von Mess- und Untersuchungsprogrammen für den Hauptstrom des Rheins und seine Nebengewässer.
Anpassung von Bewertungssystemen
Ableitung von Umweltqualitätsnormen; Berücksichtigung von Wirkstoffen bei der Beurteilung des ökologischen und chemischen Zustandes der Gewässer im Rheineinzugsgebiet.